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Malaria, wieder im Kommen

An Malaria, einer Plage, die vor allem Entwicklungsländer befällt, sterben nach Berichten der Welt Gesundheit Organisation WHO jährlich etwa 2,7 Millionen Menschen – sinnlos. Die meisten Opfer sind Kinder unter 5 Jahren und schwangere Frauen. In der Zeit, die es dauert, nur den Namen der Krankheit auszusprechen, haben sich 10 Kinder angesteckt und beginnen um ihr Leben zu kämpfen. 500 Millionen Menschen erkranken jährlich - der WHO zufolge. Sie können nicht arbeiten und werden auf lange Jahre zum Pflegefall. Neben der menschlichen ist das auch eine wirtschaftliche Katastrophe und eine der Bedingungen von Unterentwicklung.

Der Siegeszug

Dabei glaubte man in den frühen sechziger Jahren, die Krankheit im Griff und bald überwunden zu haben. Man hatte seit dem zweiten Weltkrieg in DDT ein wirksames und für Säugetiere und Menschen völlig unschädliches Mittel gegen das Ungeziefer gefunden, das die Krankheit überträgt. (1) DDT bewahrte die Europäer der Nachkriegszeit vor den Seuchen, die üblicherweise einem Krieg folgen, und machte weite tropische Gebiete, die wegen der Seuche nicht ohne sichere Ansteckung betreten werden konnten, für Menschen wieder zugänglich. An DDT erkrankt ist bisher noch niemand.

DDT ließ sich leicht herstellen, war billig und sehr wirksam. Wenn man die Häuser damit aussprühte, gingen die Schädlinge nicht nur zugrunde, sondern sie mieden das Haus künftig auf lange Zeit. Das gilt sogar für DDT-resistente Schädlinge, wie sich am Beispiel Mexiko zeigte.(2) DDT rettete Millionen das Leben und drängte die Krankheit weitgehend zurück.(3) Gab es in Italien 1945 noch jährlich noch 411602 Malariafälle, so waren es 1968 nur noch 37, und die waren eingeschleppt. Auch in tropischen Entwicklungsländern kam man der Ausrottung der Krankheit sehr nahe. In Ceylon zählte man 1946 2.8 Millionen Malariafälle und 1963 nur noch 17. In den von Malaria verseuchten Gebieten Europas, den USA, der Sowjet Union, Chinas, Japans, Australiens Israels und Zyperns wurde die Krankheit tatsächlich völlig ausgerottet.

Das hatte weitreichende Folgen, wie sich am Beispiel Ceylon besonders gut darstellen läßt. Die Kindersterblichkeit sank von 141 Todesfälle pro 1000 Geburten bis 1963 auf 87 Todesfälle. Im Vergleich zu vorher starben nur noch ein Drittel der Frauen im Kindbett und die durchschnittliche Sterberate der Bevölkerung halbierte sich. 400 Quadratkilometer gutes höchstfruchtbares Ackerland, das wegen der Seuche bisher unzugänglich war, konnte wieder unter den Pflug gewonnen werden.(4)

Ähnliche Erfolge wurden auch bei anderen Seuchen erzielt, deren Erreger durch Insekten vor allem in Entwicklungsländern übertragen werden. Dazu gehört das Gelbfieber, an dem einmal fast der Bau des Panama-Kanals gescheitert wäre, die Schlafkrankheit, die Onchozerkiasis, die zur Erblindung führt, die Pest, so weit sie durch die Flöhe der Ratten übertragen wird, und einige weitere, die nicht so allgemein bekannt sind. Daß ein enger Zusammenhang zwischen der Wiederausbreitung von Malaria und dem Besprühen der Häuser von innen mit DDT besteht, läßt sich angesichts des überwältigenden Zahlenmaterials nicht mehr leugnen.(5)

Die WHO faßte in ihrem offiziellen Mitteilungsblatt Nr. 190 aus dem Jahr 1971 die Erfolge mit DDT wie folgt zusammen: „Die Verbesserung der Gesundheitssituation durch die Antimalaria-Kampagne hat in vielen Gegenden der Welt den fatalen Zusammenhang zwischen Armut und Krankheit durchbrochen, in dem sie Tod und Arbeitsunfähigkeit durch Malaria beseitigte und die hohen Sozialkosten für die Krankenbehandlung senkte. Die Kampagne hat geholfen, die Reiserzeugung zum Beispiel in den Philippinen, auf Thailand und in Venezuela zu steigern, indem sie das Arbeitsergebnis pro Arbeitskraft verbesserte. Sie erlaubte viele unberührte Gebiete für die landwirtschaftliche Nutzung zu erschließen, wie das Gebiet von Terai in Indien, in Nepal und im Inneren Taiwans und hat den Ertragswert des Landes dort verbessert, wo zuvor nur Subsistenzwirtschaft betrieben wurde, wie in Kunduz in Afghanistan, in Cham in Kambodscha oder in Mindanao auf den Philippinen."


Abb 1: Standartisierter jährlicher Index für Parasiten und Krankheitsüberträger (IPAs) und Sprühaktionen in Häusern für 21 Lateinamerikanische Länder von 1959 bis 1995. Die Pfeile an der x-Achse bedeuten politische Änderungen im Vorgehen gegen Malaria an. Weißen Kreise zeigen Maßnahmen gegen Malaria durch Sprühen in den Häusern, vorwiegend DDT. Die schwarzen Punkte den Anstieg der Malaria. (Quelle D.R. Roberts, et al., 1997, « DDT, global Strategies and a malaria control crisis in South America» Emerg Inf Dis. 3, S. 295f)

Abb 2: Anstieg des jährlichen Parasiten und Überträger Index (IPA) zwischen 1993 und 1995 in Ländern Süd Amerikas, nach der Art ihres DDT Einsatzes (Quelle ebenfalls Roberts, et al., 1997)

Das Malaria-Wunder an der "Marne"

Aber mitten in den Anstrengungen, die Krankheit restlos und auch in Afrika, in der Karibik und den restlichen Stellen der Welt, wo dies noch nicht gelungen war, niederzuringen, wurde die Kampagne plötzlich abgebrochen. Damals ist nicht etwa das Geld für die Kampagne ausgegangen. Es gab andere Überlegungen und bei ihnen stand DDT im Mittelpunkt der Diskussion. Inzwischen ist die Krankheit nicht nur wieder auf dem Vormarsch, sie ist – wie die erwähnten, jüngsten Zahlen der WHO zeigen – wieder stärker verbreitet als sie es je war und erobert sich die aufgegebenen Landstriche in Amerika und Eurasien zurück.

DDT, ein Mittel der Firma Ciba Geigy wurde zuerst im zweiten Weltkrieg eingesetzt. Nach Aussagen von General Lord Mountbatten, habe ihm diese Chemikalie allein in Nordafrika eine Dreiviertelmillion Ausfälle erspart. Im Krieg Menschenleben zu retten ist etwas anderes, als dies zu Friedenszeiten zu versuchen. Alexander King war lange Zeit Wissenschaftsdirektor der OECD und einer der höchsten Funktionäre im politischen Führungsstab der NATO. Er bekannte in seinem autobiographischen Werk "Die Disziplin der Neugier", das 1990 auf englisch bei Elsevier erschienen ist, freimütig, er sei es gewesen, der die Englische Regierung zu Beginn des Krieges auf die Schweizer Erfindung aufmerksam gemacht habe, die sich während des Krieges so hervorragend bewährt hat Er fährt dann fort: „Bei mir meldeten sich erst Zweifel an, als man DDT auch im zivilen Leben einzusetzen begann. In Guayana gelang es damit, in nur fast 2 Jahren die Malaria restlos auszurotten. In der gleichen Zeitverdoppelte sich dort die Geburtenzahl.“ Was konnte daran zweifelhaft sein? Lesen wir bei King weiter: "Rückblickend werfe ich hauptsächlich DDT vor, daß es einen großen Beitrag zum Übervölkerungsproblem geleistet hat." (6)

Er war festentschlossen, diesen Beitrag rückgängig zu machen, in dem er DDT unmöglich machte. Wie? Das sagt er wenige Seiten weiter im gleichen Buch: „Wir leben in einer Übergangsperiode. Umweltschutz bleibt nicht den Grünen vorbehalten. Umweltschutz wurde zum wichtigsten Hebel der Wirtschafts-, Industrie- und Agrarpolitik“. Wir denken hier nicht darüber nach, welche „Neue Weltordnung“ Alexander King und seinen Mitplanern vorschwebte, sondern nur, wie er und die Clique, für die er tätig ist, den Umweltschutz als Hebel zu nutzen verstand.

Just in dem Jahr als die Patente für DDT ausgelaufen waren und jeder, der es wollte, das Insektenmittel selbst herstellen konnte, erschien in den USA ein Buch. Die an Krebs erkrankte Beamtin im US Bundesamt für Fischereiwesen und hoch gefeierte Sachbuchautorin Rachel Louise Carson schrieb kurz vor ihrem Tod das Buch „der Stille Frühling“(7). In ihr trug sie leidenschaftlich anklagend alles vor, was später gegen Pestizide im allgemeinen und DDT im besonderen vorgebracht wurde. Daß die Fachwelt damals die abenteuerlichen Behauptungen des Buches bald zu zerreißen begann, kümmerten weder die Medien noch die US Regierung. Präsident Kennedy’s Wissenschaftsberater J.B. Wiesner läutete die Kampagne gegen DDT offiziell ein. Vielleicht tat er es, um damit vom nuklearen „Fallout“ der Atomtests abzulenken, die damals gerade die Gemüter nicht nur von Ostermarschierern erregten. Mit der Kampagne gegen DDT wurde die friedensbewegte Bewegung gegen Atomwaffen in die Umweltbewegung umgemünzt und zahlreiche Umweltbewegungen und Gruppen mit höchst zweifelhaften Geldquellen ins Leben gerufen.

Der Höhepunkt der Kampagne gegen DDT bildete die Anhörung der US-Regierung ab August 1971. An 80 Verhandlungstagen kamen 125 Wissenschaftler zu Wort und wurden 9000 Seiten Dokumente vorgelegt. In der leidenschaftlich geführten Auseinandersetzung wurden DDT-bekämpfende „Wissenschaftlern“ der unglaublichsten Betrügereien überführt. Ein Beispiel statt unzähliger anderer mag genügen: C.F. Wurster, Dr. G. Woodwell und P.A. Isaacson hatten umfassendes Zahlenmaterial über die Auswirkungen von DDT vorgelegt. Danach wäre die gesamte DDT-Produktion in die Umwelt gelangt und bliebe dort über Jahrzehnte vernichtend wirksam. Im Kreuzverhör mußten die „ Experten“ eingestehen, daß sie die Ausgangsproben für ihre Hochrechnungen nicht „der Natur“ sondern den Stellen entnommen hatten, an denen die Kesselwagen einer DDT-Sprühaktion gereinigt worden waren. Natürlich stießen sie hier auf hohe Anreicherungsraten, die aber schon wenige Meter daneben, ganz anders ausgefallen wären.(8)

Der Leiter der Anhörung, Edmund Sweeny kam daher nicht umhin das Ergebnis der Anhörung wie folgt zusammen zufassen: „DDT hat, wenn es sachgemäß angewendet wird, keine schädigende Wirkung auf Süßwasserfische, Lebewesen im Brackwasser, wildlebende Vögel oder andere freilebende Lebewesen. DDT hat keine krebserregende Wirkung auf Menschen, es ist für Menschen nicht mutagen oder teratogen...“ Obwohl diese Erkenntnisse durch eine schier unermeßliche Zahl von wissenschaftlichen Untersuchungen, die damals schon vorlagen und seitdem noch vermehrt worden sind, vielfältig bestätigt wird, hält sich in den Medien, in der Politik und in den Köpfen der mediensüchtigen Bevölkerung die Meinung von der Gefährlichkeit des DDT. Woher rührt die beharrliche Desinformation?

Ihren Grund macht William Ruckelshaus deutlich, der sich als Leiter der zuständigen Behörde EPA, also dem Amerikanischen Umweltministerium, welche die Anhörungen anberaumt hatte, über die Ergebnisse der Anhörung einfach hinweggesetzt und sich nicht gescheut hat, dafür „politische Gründe“ anzuführen. Er diktierte die seither ständig und überall in ermüdender Monotonie nacherzählte Lesart „DDT wirkt auf viele nützliche Lebewesen tödlich. DDT ist für Fische giftig und kann ihre Vermehrung einschränken. DDT kann die Verdünnung von Vogeleiern bewirken und ihre Vermehrung beeinträchtigen. DDT ist für Menschen ein starker Krebserreger“ und so weiter. (9) Nur ein Jahr zuvor hatte er in einem anderen Amt, nämlich als Justitiar der US-Landwirtschaftsministerium, steif und fest das Gegenteil behauptet unter anderem auch "Die Vorwürfe, DDT sei krebserregend, sind unbewiesene Spekulationen.“(10) Auf den Gesinnungswandel und die ganz anderen Ergebnisse der Anhörung angesprochen, ließ er veröffentlichen „Letztendlich handelt es sich um eine politische Entscheidung". Die Gesundheitsministerin in der Regierung Brandt (SPD), Frau Käthe Strobel (SPD) sorgte dafür, daß Deutschland sich dieser "politischen Entscheidung" anschloß. Ihrem Antrag folgte der Deutsche Bundestag ohne eine Widerrede in seltener Einstimmigkeit. (11)

Alternativen?

Um die Kampagne gegen DDT richtig zu verstehen, muß man sich klar machen, daß es für DDT bisher kaum Ersatz gibt. Der World Wide Fund for Nature, der sich an die Spitze der Kampagne gegen DDT gestellt hat, will DDT ersetzt sehen und spricht in diesem Zusammenhang gerne von Umweltmanagement und biologischer Kontrolle. (12) Er verweist dabei gerne auf Erfahrungen in Indien, Tansania, Mexiko und die Philippinen. Aber keines der genannten Beispiele ist ein Erfolg. In Tansania ist man schließlich – und das mußte der WWF schließlich selbst empfehlen - auf das ebenfalls synthetisch erzeugte Pyrethroid verfallen und hat es u.a. gegen Bettwanzen eingesetzt. Auch dies nur mit mäßigem Erfolg.

Das wenig wirksame Pyrethroid aber auch andere Organophosphate (Weiterentwicklungen aus dem Nervenkampfgas des 2. Weltkrieg) sind sechs Mal teuerer als DDT. Die Kosten für das Aussprühen der Häuser von innen stiegen in den Gebieten größter Malaria Gefahr von O,5 auf 5 Dollar je Hütte.(13) Am hohen Kostenanstieg sind neben den Kosten der Mittel auch der erforderliche größere Aufwand bei der Vorbereitung und die häufiger nötige Wiederholung schuld. Nutznießer sind zwar auch die chemische Industrie, weil sie teurere Schutzmittel verkauft, und die Pharmaindustrie wegen des mit der Krankenzahl ansteigenden Medikamentenbedarfs. Aber es ist nicht anzunehmen, dass hier der Grund für das angestrebte DDT Verbot liegt, zumal befürchtet werden kann, daß auch die übrigen Mittel zur Schädlingsbekämpfung verboten werden sollen.(14)

Belize hatte unter Druck der USA, den Einsatz von DDT aufgegeben. "Sie hörten damit Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre auf und Malaria geriet sogleich außer Kontrolle. Der Höhepunkt war 1994 erreicht. 1995 begannen sie wieder DDT einzusetzen und konnten die Erkrankungen in drei Jahren hinter einander deutlich senken" sagte Don Roberts von den Universitätskliniken Bethesda in Maryland. Ähnliches berichtet Chris Curtis von der London School of Hygiene und Tropenmedizin aus Madagaskar. Auch dort war man reumütig zu DDT als letztem Hilfsmittel zurückgekehrt, weil alles andere versagt hatte. In Südamerika war Malaria weitgehend endemisch. Dort hatte sich nur Mexiko und Equador der Aufforderung widersetzt, DDT einzusetzen. Mexiko gab 1995 dem Druck der North Amercan Commission for Environmental Cooperation nach und beendete den erfolgreichen DDT Einsatz. (Ob dem auch Equador nach den jüngsten Unruhen gefolgt ist, konnte ich nicht feststellen). In Venezuela, war die Krankheit schon in den fünfziger Jahren überwunden, man hatte dort eher dem Druck nachgegeben und schon ist die Krankheit wieder so verbreitet wie früher, das konnte der massive Einsatz von Pyrethroid nicht verhindern. Wie Abb1 zeigt, läßt sich nicht leugnen, daß ein enger Zusammenhang zwischen dem Sprühen der Häusern mit DDT und der Ausbreitung von Malaria besteht.

"Wir alle sorgen uns um die Umwelt, aber Umweltprobleme müssen mit Sinn für Ausgewogenheit angegangen werden", mahnte Professor Don Roberts von der Universitätsklinik Bethesda in Maryland USA im Hinblick auf das DDT-Verbot. Auf die Frage, ob man bis zum Jahr 2007 gleichwertige Alternativen gegen die Ausbreitung der Malaria bekommen kann, sagte Professor Roberts emphatisch "absolutly not!"

Politische Entscheidung

Nun fragt es sich, was für eine „politische Entscheidung“ der damalige US-Umweltminister eigentlich gemeint hatte. Natürlich wollte er sich dazu nicht näher äußern. Wahrscheinlich scheute er diplomatische Folgen, die das gehabt hätte. Aufschlüsse gibt ein Dokument, daß am 6. Juni 1990 unauffällig aus dem höchsten Grad der Geheimhaltung entlassen wurde. Es wurde in der Zeit, als die Anhörung statt fanden in zahlreichen unterschiedlichen Vorlagen diskutiert und als National Security Decision Memorandum 341 am 10. 12. 1974 offizielles Regierungsdokument und bestimmte schließlich als Natioanl Security Study Memorandum 200 die Außenpolitik der USA gegenüber den Entwicklungsländern.(15)

In dem Papier heißt es unverhohlen, daß das Bevölkerungswachstum in Entwicklungsländern die Sicherheitsinteressen der USA gefährde, weil diese Länder wegen des Bevölkerungswachstums ihre Rohstoffe für sich selbst beanspruchen würden und nicht den USA überließen, die sie zu ihrer nationalen Sicherung benötigten. Das Papier erkennt, daß sich das Problem direkt nur durch „drakonische Maßnahmen“ lösen ließe, was aber am "nationalen Stolz" der betroffenen Länder scheitern müßte und dann auf der UN Bevölkerungskonferenz in Bukarest 1974 auch gescheitert ist. Statt dessen empfiehlt das Memorandum einen Maßnahmenkatalog, in dem Umweltschutz, die Bearbeitung ausgesuchter Politiker und Vereinbarungen der Vereinten Nationen eine entscheidende Rolle spielen. Schließlich sollten Nahrungs- und Entwicklungshilfe an bevölkerungspolitisches Wohlverhalten geknüpft werden. Henry Kissinger, ein verantwortlicher Mitverfasser sprach von der "food weapon", der Nahrungsmittelwaffe.

Das DDT-Verbot

Seit 1998 betreibt die United Nations Environment Programme (UNEP) nicht zuletzt auf Druck mächtiger Umweltorganisationen in den Industrienationen wie dem World Wildlife Fund WWF das weltweite und entgültige Verbot von DDT und anderer dauerhafter organischer Verbindungen (sogenannter POPs). Sogenannte Entwicklungshilfeorganisationen wie die US Agency for International Development (USAID) unterstützen sie dabei, in dem sie Ländern, die weiterhin DDT einsetzen wollen, die Entwicklungshilfe aufkündigen. Andere Länder folgen dem Beispiel brav. Wie ist das einzuschätzen?

Zeitgleich mit der speziellen Kampagne gegen DDT setzte weltweit die breite Umweltbewegung ein. In sie mündeten frühere antikapitalistische Bewegungen, die sich mühelos in antiindustrielle Bewegungen umkrempeln ließen, um sich dann auf den langen Marsch zur rot-grüner Machtergreifung zu begeben. Auf diesem Marsch wurden zahlreiche Umweltthemen aufgegriffen. Das Thema Überbevölkerung und das DDT-Thema spielte dabei bis heute beharrlich eine zentrale Rolle.

Während die WHO sich bis 1979 uneingeschränkt für den Einsatz von DDT ausgesprochen hatte, fuhr sie ihr Engagement seitdem zurück. Vor allem betont die WHO die wichtigste Vorsorgemaßnahme immer weniger, das Besprühen der Häuser von innen mit DDT. (16) Dafür will sie nun mehr Wert auf Primary Health Care (PHC), also auf Gesundheitsvorsorge und weniger auf die Bekämpfung der Krankheitsüberträger legen. (17) Es zeigte sich aber sehr bald, daß die Wirkung dieser Gesundheitsvorsorge wenig bringt. In Dörfern ohne diese Maßnahmen stecken sich nachweislich nicht weniger Kinder an Malaria an, als dort, wo die neuen WHO Maßnahmen durchgeführt werden.(18)

Hinzukommt ein wirtschaftlicher Aspekt. Bei 500 Millionen Neuerkrankungen im Jahr, lähmt Malaria nicht nur mögliche Arbeitskräfte, sie macht sie auf lange Zeit zu Pflegefällen. Wo die Patienten überleben ist ihre Arbeitsleistung zeitlebens geschwächt. Für Südafrika hat Richard Tren in einer sehr detaillierten Studie nachgewiesen(19), daß sich der wirtschaftlichen Verlust des Landes allein durch Malaria auf 4 % des Bruttosozialprodukts beläuft. In Südafrika sind nur zwei relativ wenig bevölkerte Provinzen, die Nordprovinz und Mpumalanga stärker von Malaria befallen. In 50 bis 60 % des Landes spielt Malaria keine Rolle. Wenn hier die wirtschaftlichen Auswirkungen schon so stark sind, wie sind sie dann erst in Botswana, Zimbabwe oder anderswo.

Wer sich über den Sinn eines Weltweiten DDT Verbotes Gedanken macht, sollte folgende Punkte nicht aus dem Auge lassen.

  1. DDT ist ein relativ harmloses Insektengift auf Chlorbasis. Es ist preiswert herzustellen, sehr wirksam und wirkt nachhaltig. Unter Einwirkung von natürlichem UV-Licht wird DDT zersetzt. Im Körperfett der Säugetiere und Menschen kann es sich bis zu einem gewissen Schwellwert anreichern und wird dann relativ rasch abgebaut.
  2. Die gebetsmühlenartig vorgetragenen Behauptungen über die Gefährlichkeit von DDT sind längst ausgiebig und sehr gewissenhaft widerlegt worden. Die verordnete Weltöffentlichkeit scheint davon nicht Notiz nehmen zu wollen. Die Medien stellen das Verbot vielmehr als längst überfällige Maßnahmen ohne weitere Folgen dar.
  3. Es gibt keinen gleichwertigen Ersatz für diese Mittel, um der gefährlichen Ausbreitung von Seuchen, die durch Ungeziefer übertragen werden, zu begegnen. Die Mittel, die als Ersatz angegeben werden, sind zu teuer, zu wenig wirksam und vor allem im Vergleich zu DDT eine weit größere Umweltbelastung.
  4. Wo Entwicklungsländer dem Druck des Westens, von Ländern also, die nicht von Malaria bedroht sind, nachgegeben haben und DDT nicht mehr oder kaum noch einsetzen, steigt die Zahl der Neuerkrankungen und Todesfälle sprunghaft an.
  5. Malariaerkrankungen lähmen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Einzelnen aber auch von Nationen deutlich und nachhaltig. Malaria trägt wesentlich zur Unterentwicklung sogenannter Entwicklungsländer bei.

Und doch will die sogenannte Völkergemeinschaft, UNO, DDT bis zum Jahr 2007 unter Androhung von Sanktionen entgültig verbieten. Millionen Menschen werden sinnlos erkranken und sterben. Um was für eine "Völkergemeinschaft" handelt es sich hierbei?

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Quellen:

  1. DDT kann sehr unterschiedlich betrachtet werden. Vgl. J. Taverne, 1999, DDT to ban or not to ban? Parasitology Today 15 (5) S. 180f. Die World Health Organisation war sich bis 1993 absolut sicher, daß DDT für Menschen sicher und die Umwelt harmlos sei. WHO Malaria Unit, 1994, Use of DDT in vector control. Conclusions of study group on vector control for malaria and other mosquito borne disease. 16. Nov. 1993 Med Vet Entomol 8 S. 113
  2. Statt halbjährlich die Zimmerwände innen mit DDT zu besprühen würde es sogar genügen dies jährlich oder gar alle zwei Jahre zu tun. Siehe DR Roberts, WD Alecrim, 1991, Behavioral response of Anopheles darlingi to DDT-sprayed house walls in Amazonia. Bull. Pan Am. Health Org. 25, S. 210
  3. Nach zurückhaltenden Schätzungen konnte man mit DDT 32 % der Weltbevölkerung über die letzten 40 Jahre von dem Malariarisiko befreien und Hunderte von Millionen Menschenleben retten. AWA Brwon, J Haworth, AR Zahar, 1976, “Malaria eradication and control from a global standpoint”. J. Med. Entomol. 13, S. 1, WHO, 1984, Chemical methods for the control of anthropod vectors and pests of public health importance Genf.
  4. H Böttiger, 1993, Die DDT-Story, Fusion14 (2) S.9ff, Dort auch mehr Belege.
  5. DR Roberts, LL Laughlin, P Hsheih, LJ Legters, 1997, « DDT, global Strategies and a malaria control crisis in South America», Emerg Inf Dis. 3, S. 295f
  6. J. Mouchet, S. Laventure, S. Blanchy, R. et al., 1997, «La reconquete des Hautes-Terres de Madagascar par le Paludisme», Bull Soc. Pathol. Exot. 90 S. 162ff
  7. Pan American Health Organisation, 1997, Status of malaria programmes in the Americas. XLV Report PAHO, Washington DC. Desgleichen Report XII von 1994, Report XL von 1991
  8. J.Groen, E Smit, J Eijsvoogel (Hrsg.) 1990, Alexander King, The Discipline of Curiosity, Science in the World, Amsterdam Elsevier, S. 42f
  9. R Carson, 1963, Der Stumme Frühling, CH Beck München, Eine der vielen Kritiken an dem Buch: JG Edwards, 1992, „The Lies of Rachel Carson“, 21. Century, Science & Technology 5, S. 41ff.
  10. Environmental Protection Agency, 1972, Consolidated DDT Hearings, Testimony GM Woodwell, Washington DC,S 7232f Hernach gefragt, ob er denn seine konstruierte Lüge (1967, DDT Residues in an East Coast Estuary, Science 156, S.821) richtig gestellt habe, meinte er nur “Ich hatte nicht das Gefühl, daß das notwendig wäre” Hearings S. 7238. „Opinion of the Administration“, Consolidated DDT Hearings aaO. am June 2. 1972.
  11. W Ruckelshaus, 1970, Brief for the Respondents, US Court of Appeals for the District of Columbia Circuit, Nr. 23813, on Petition for Review on an Order of the Secretary of Agriculture, am 31. 8.
  12. Deutscher Bundestag 6. Wahlperiode, 154.Sitzung, 2.12 1971 WWF, 1998, Resolving the DDT dilemma: protecting biodiversity and human health. Toronto WWF Canada.
  13. WHO, 1992, World health statistics annual, WHO Genf, 17, S. 349ff.
  14. T Kenworth, 1999, A pesticide balancing act: Farmers fear loss of weapons against pests. The Washington Post, 2. 8. A 1 und A 8
  15. Vgl. "The Genocidal Roots of Bush’s New World Order" EIR Special Report, Washington DC Mai 1992. S 53 ff.
  16. MA Farid ,1991, Views and reflections on antimalaria programmes in the world. Kaosiung J. Med. Sci. 7 S. 243ff, auch Mouchet et al. 1997, aaO.
  17. WHO, 1993, Implementation of the global malaria control straegy, WHO Tech. Rep. Ser. Nr. 839
  18. MC Thomson, SJ Connor et al., 1999, Predicting malaria infection in Gambian children from satellite data and bet net use surveys : the importance of spatial correlation in the interpretation of results. Amer. J. Trop. Med. Hyg. 61 S. 2 ff und auch, HM Gilles, DA Warrell, 1993, Bruce-Chwatt’s essential malariology, Boston Ed.Arnold.
  19. »http://www.iea.org.uk/env/malaria.htm

2007-01-17 11:51
Name: Dr. Helmut Böttiger
Email:boettigerdrh@web.de
Homepage: »http://www.solidaritaet.com
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