Die Versorgungslage von Erdöl und Erdgas wird sich nach einer Studie der Deutschen Bank Research "Energieperspektiven nach dem Ölzeitalter!" zuspitzen. Weiter heißt es darin, eine Versorgungssicherheit gebe es auch in naher Zukunft nicht zum Nulltarif, um den "angemessenen Preis" werde heftig politisch gerungen werden. Im Grunde hätte die Deutsche Bank das schon vor 50 Jahren schreiben können und wird es in 50 Jahren, wenn es sie dann noch geben sollte, wieder schreiben.
In letzter Zeit ist es unter dem Stichwort "peak oil" wie nach der Dollarkrise Ende der 60er Jahre wieder schick geworden, über das zur Neige gehen der Ölreserven zu klagen. Damals hatte eine Ölpreisanhebung um 400% im Zusammenhanng mit dem inszenierten Yom Kippur Krieg in Verbindung mit der Verpflichtung der Öl-Scheichs, nur noch Dollar zur Bezahlung der Ölrechnung zu akzeptieren, den freien Fall des Dollars nach dem Ende seiner Golddeckung (im August 1971) aufgehalten. Heute fällt der Dollar wieder. Doch deshalb muß sich die Politik nicht gleichen.
Damals - 1972 so erinnern wir uns brachte der berüchtigte Club of Rome seine "Studie" von den "Grenzen des Wachstums" heraus, die sofort die Medienberichterstattung erfüllte. Er erwartete das Ende des Erölzeitalters in 31 Jahren. Das angekündigte Ende der Ölvorräte wäre im letzten Jahr fällig gewesen. Die Ölreserven haben sich inzwischen nicht erschöpft, sondern vermehrt. Eine tatsächliche Ölschwemme drohte schon bald die Öl-Preise wieder einbrechen zu lassen, wenn man ihn nicht durch neue, meistens spekulative Maßnahmen in die Höhe getrieben hätte.
Ölpreisentwicklung 1970 bis 2003 nach Angaben des US Energieministeriums
Darüber wurden die Kassandrarufe des Club of Rome vergessen und erst mit der neuen Weltreligion "Klimaschutz" ins Spiel gebracht. Weil sich die Öl-Knappheit kaum aufrechterhalten ließ, wurde ein Verbrennungsprodukt des Öls, das CO2 zum "Klimakiller" erklärt. Die Angst vor einer Klimakatastrophe hat nun die Güterknappheit trotz überwältigender, möglicher Produktivitätssteigerung zu erklären. Die Verknappung sorgt für derart überhöhte Preise, daß sich daraus die Spekulationsorgien gewinnbringend finanzieren lassen jedenfalls vorerst noch.
Nun entlarvt die Forschung zunehmend die behauptete Klimakatastrophe als Betrug. Die Wahrscheinlichkeit daß, und das Ausmaß zu dem sich der Ausstoß von CO2 auf das Klimageschehen auswirken kann, wwird immer geringer, weil die erkennbare Klimageschichte den Zusammenhang zwischen CO2 Ausstoß und Klimaschwankungen nicht bestätigt; sich die "grundlegenden" Arbeiten von Mann, Bradley und Hughes mit der Behauptung "die Temperaturentwicklung in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts sei ohne Vorbild" und die 90er Jahre seien die "wärmsten" des letzten Jahrtausends, sich inzwischen als Rechenfehler oder Betrug herausgestellt haben; jüngste Studien zeigten, daß die Auswirkungen der urbanen Hitze-Insel und veränderter Landnutzung wenigstens doppelt so hoch sind als in den amtlichen Klima-Studien angenommen; über die Hälfte der in den letzen 50 Jahren beobachteten Klimaerwärmung auf die Pacific Decadal Oscilation zurückgeht (diese natürliche periodische Temperaturschwankungen des Pazifischen Ozeans im 20-30 Jahresrhythmus sorgen seit 1976 für die Erwärmung des Klimas und bald wieder für seine Abkühlung); die Modelle der Klimavorhersagen natürliche Ursachen insbesondere die Auswirkungen des Sonnenwindes auf die Erdatmosphäre, das Erd-Albedo, und andere wissenschaftliche Erkenntnisse mehr, übergangen haben weil sie das Klimakatastrophendogma erschüttern würden.
Notgedrungen scheint man jetzt wieder zu dem alten Argument von der Knappheit der fossilen Rohstoffe seine Zuflucht zu nehmen, weil die Behauptung von der Endlichkeit der Rohstoffe überzeugender wirkt, als das Klima-Argument. Schließlich ist in dieser Welt alles nur in endlicher Menge vorhanden. Demnach sind auch die Kohlenwasserstoff-Vorkommen der Erde "endlich", auch wenn das jeweilige Ende noch nicht abzusehen ist. Und so treten namhafte Wissenschaftler mit der Warnung auf, der Peak of Oil sei überschritten, die Ölreserven seien um 80% geringer, als von den Öl-Gesellschaften bisher behauptet worden sei. "Wir stehen vor einer sehr kritischen Situation weltweit", durfte z.B. Professor Kjell Alekett von der Universität Uppsala im US-Fernsehsender CNN dozieren. Wie er beurteilen zahlreiche andere die Situation. So. z. B. Stephen und Donna Lee: The Oil Factor: Protect yourselv and Profit from the Coming Energy Crisis (Der Öl-Faktor, Schützen Sie sich und profitieren Sie von der kommenden Ölkrise, New York Time Warner 2005) oder David Goldstein: Out of Gas: The End of the Age of Oil (Leerer Tank: Das Ende des Ölzeitalters, New York W. W. Norton 2004) und viele andere. Inzwischen haben die Peak Oil Vertreter sogar einen Verband, the Assotiation for Study of Peak Oil & Gas (ASPO, der Verband zum Studium von Peak Oil & Gas).
Professor Alekett verwies selbst auf den Zusammenhang, in dem seine "Forschungen" zu sehen sind. Er sagte: "Die Klimaerwärmung wird niemals das angekündigte Untergangsszenario erreichen, weil die Öl-Vorkommen verbraucht sein werden, ehe der CO2 Anteil in der Atmosphäre die dafür nötige Größe erreicht hat", und ausdrücklich: "Die Abnahme an Öl und Gas wird die Weltbevölkerung härter treffen als der Klimawandel". Das heißt doch: Die Leser sollen, falls sie das Klimaargument nicht mehr überzeugt, in ihrer Zukunftsangst möglichst nicht nachlassen.
Der erste, der Derartiges vorausgesagt hatte, war ein M. King Hubbert (1903 1989). Er hatte 1956 in einem Aufsatz (Nuclear Energy and Fossil Fuels in: Drilling and Production Practice, Washington, American Petroleum Institute S. 7 25). Er hatte damals schon den Wendepunkt der Ölförderung für das Jahr 1970 vorhergesagt. Daß er damit soweit es die USA betraf Recht hatte, lag aber nicht an den natürlichen Ölvorkommen der USA, sondern daran, daß die Regierung diese Ölvorkommen in den USA aus strategischen Gründen als Reserven betrachtete und nicht weiter angreifen wollte. Für die übrige Welt stimmten Hubberts Ankündigungen auf der ganzen Linie nicht.t. In Libyien sollte der Wendepunkt der Ölproduktion wegen zu geringer Vorräte auch 1970 eingetreten sein, im Iran 1974, in Rumänien 1976, in Brunei 1979, in Rußland 1987 und so weiter. Wieviel Öl tatsächlich in der Erdkruste verborgen ist, weiß bisher noch niemand so recht.
Schon lange vor Hubbert, nämlich 1933, hatte Erich Zimmermann (1888 1961, World Resources and Industries, New York Harper & Brothers 1933) diese Denkweise sehr einfach und grundlegend widerlegt. Es gibt keine natürlichen Rohstoffe sagte er. "Rohstoffe sind eine recht dynamische, funktionale Vorstellung. Es gibt sie nicht, sie werden. Rohstoffe ergeben sich aus dem dreieinigen Zusammenwirken von Natur, Mensch und Kultur. Die Natur setzt zwar Grenzen, aber der Mensch und seine Kultur sind weitgehend für den Anteil an der physikalischen Totalität verantwortlich, die dem Menschen verfügbar ist." Kurz gesagt: "Wissen ist die Mutter aller Resourcen". Nicht nur macht erst das Wissen um die Verwendbarkeit bestimmter Stoffe diese zu Rohstoffen, auch die Technik des Zugriffs auf sie bestimmt, wie viel davon zur Verfügung stehen. Unsere finanz-orientierte Zeit verkürzt diese Einsicht auf den Preis: Die Höhe des Rohstoffpreises bestimmt den Umfang der verfügbaren Vorräte.
Von den Öl und Gas Reserven hieß es das ganze letzte Jahrhundert über immer, sie reichten etwa noch 40 und 50 Jahre. So werden wir es wohl auch noch in diesem Jahrhundert zu hören bekommen. Die 40 bis 50 Jahre beziehen sich nicht auf die tatsächlich vorhandenen Vorräte, sondern auf die, die man vorsorglich erkundet hatte und zwar nur insoweit, als man sie zu den der Zeit üblichen Kosten fördern kann. Geht man von den bereits wissenschaftlich ermittelten Beständen ohne die Förderkosten zu berücksichtigen aus, dann sollen sie im Falle von Öl bei heutigem Verbrauch wohl noch an die 300 Jahre reichen. Allerdings ist der größte Teil davon nur zu erheblich höheren Kosten zu gewinnen es sei denn, man entwickelt dafür neue Technologien. Allerdings ist zu hinterfragen, wie verläßlich Vorratsangaben überhaupt sind.
Im vorigen Jahr hat der Öl-Multi Shell einräumen müssen, daß er die Ölreserven, auf die der Konzern verbriefte Zugriffsrechte besitzt, um 4,5 Milliarden Faß zu hoch angesetzt hatte. Die Offenbarung sorgte kurzzeitig für ein Feuerwerk an der Börse. War das nun selbst eine Marktstrategie und war da eine verlogene Strategie geplatzt, wie das bei der Energiefirma Enron zuvor in anderem Zusammenhang auf sehr spektakuläre Weise geschehen war. Im Unterschied zu Enron hat Shell das Eingeständnis überlebt - sehr gut sogar, wie es scheint. Jedenfalls sorgen derlei Ankündigungen sofort für steigende Ölpreise, die den Öl-Konzernen und denjenigen, die mit ihren Aktieen spekulieren (das sind oft eigene Tochterfirmen), nur Recht sein können. In den letzten Jahren hat sich dazu noch die Anzahl der Hedge-Fonds-Spekulanten im Ölgeschäft verdoppelt, besagt eine Statistik der Commodity Futures Trading Commission der USA. Einer dieser Fonds, der in Dallas ansässige BP Capital Energy Commodity Fonds, soll allein im ersten Halbjahr 2004 um 300% zugenommen und 1,3 Milliarden Gewinn gemacht haben. Diese Gesellschaften spekulieren mit viel Geld auf das Steigen und Fallen der Ölpreise. Ihre Tätigkeit soll den Öl-Preis um rund 50% verteuert und auch den jüngsten alarmierenden Anstieg der Öl-Preise bewirkt haben. Dieser fand nämlich zu einer Zeit statt, als weltweit weniger Öl verbraucht als gefördert wurde.
Im größten Ölfeld Saudi-Arabiens, dem Ghawar-Feld, sollte der Gipfelpunkt der Ausbeute im Jahr 2001 erreicht werden. Zunächst (1948) schätzte man die darin enthaltenen Reserven auf 97 Milliarden Faß. Später schätzten die dort tätigen Öl-Konzerne die Reserven auf nur noch 60 Milliarden. Inzwischen sind dort 55 Milliarden Faß gefördert worden, es bleiben also nach Adam Riese nur noch 5 Milliarden Faß. Wie viele es wirklich sind, weiß außer den am Geschäft Beteiligten kaum jemand so recht. Man kann darüber spekulieren, ob die Saudis oder die Öl-Multis diese Ölreserven lieber über- oder untertreiben wollen. Für beides gibt es "geschäftliche" Gründe.
Inzwischen wurde über das Thema Öl-Knappheit so gar schon ein 675-seitiger Kriminalroman geschrieben (Michael C. Ruppert: Crossing the Rubicon, the Decline of American Empire at the End of the Age of Oil, Über den Rubikon: der Verfall des Amerikanischen Reichs am Ende des Ölzeitalters). Ruppert nutzt darin die seltsamen Umstände des Anschlags auf das World Trade Centre im Jahr 2001, um sie als eine konzertierte Aktion höchster Regierungs- und Wirtschaftskreise darzustellen. Diese Leute hätten den Vorfall in Szene gesetzt, um einen Vorwand zu schaffen, der es ihnen erlaubt, sich als Vorbereitung auf den drohenden Peak Oil die Ölfelder des Iraks zu sichern und damit einer mit der Öl-Verknappung verbundenen Wirtschaftskrise zuvor zu kommen.
Es geht also nicht eigentlich um den tatsächlichen Kohlenwasserstoffgehalt in der Erdkruste, wenn über Änderungen der Energieversorgung nachgedacht wird, sondern um Geld und Macht. Die bekannten Kohlevorräte sollen nämlich noch weit über 1000 Jahre reichen. Aus Kohle läßt sich bekanntlich nach Belieben Öl und Gas herstellen, mit dem Hochtemperaturreaktor ginge das sogar sehr kostengünstig. Mit dem Gleichengerät ließe sich sogar das "Klimagift" CO2 recyclen, das heißt unter Zusatz von Wasser in Methan (Erdgas) verwandeln. Doch was ein richtiger Klimakatastrophenprediger ist, der ist der erwünschten Güterverknappung wegen natürlich auch Kernkraftgegner.
Das IPCC (Die Klimabehörde der Vereinten Nationen) ging, um die schlimmen Klima-Vorhersagen zu rechtfertigen, von Ölvorräten im Bereich von 5.000 bis 18.000 Milliarden Faß aus. Unberücksichtigt sind bei diesen Angaben zum Beispiel die 500 Milliarden Faß Öl, die bei einem Ölpreis von 40 Dollar pro Faß in den Athabasca Teersanden in Kanada abbauwürdig werden. Setzt man zum Ausschwitzen des Öls aus dem Sand den nuklearbetriebenen Hochtemperaturreaktor ein, könnte sich die dort verfügbare Menge Öl sogar nahezu verdoppeln. China und Südafrika verfügen über ähnliche, bisher nicht berücksichtigte Ölsande und Ölschieferlagerstätten und entwickeln neben anderen auch aus diesem Grund den in Deutschland verhinderten Hochtemperaturreaktor weiter.
Ganz neue Reserven erschließen sich, wenn man neue Einsichten in die Herkunft des Öls ernstnimmt. Zum Beispiel haben russische und ukrainische Wissenschaftler um Professor V.A. Krajuschkin Öl-Vorkommen unter Urgesteinsschichten gefunden, was der im Westen vorherrschenden These von der biologischen Entstehung des Erdöls widerspricht. Erdgas scheint, wie Professor V.B. Porfirjew schon 1956 zeigen konnte, bei hohen Temperaturen unter hohem Druck im Erdinneren zu entstehen (J.F: Kenney Beitrag in der Sonderausgabe von Energy World des British Institute of Petroleum London 1996). Beim Ausgasen durch den kälteren Erdmantel scheint der Wasserstoffgehalt des Methans von Mikroben reduziert zu werden, so daß sich daraus Erdöl und schließlich sogar Anthrazit bildet. Das ist inzwischen keine Theorie mehr. Einer Forschgruppe um Henry Scott ist es an der Universität Indiana in South Bend gelungen, auf abiotischem Weg Methan zu erzeugen (FAZ 28.9.04). Wenn das so ist, läßt sich, wie Russen und Ukrainer mit ihren Bohrungen bewiesen haben, an Stellen Erdöl finden, an denen man bisher noch gar nicht danach gesucht hatte.
Unabhängig davon, ob tatsächlich bald oder erst in fernerer Zukunft ein Peak Oil droht, sollte heute schon an den angedeuteten Techniken gearbeitet werden, um möglichst bald mit dem Verbrennen der als Rohstoff so wertvollen Kohlenwasserstoffe aufhören zu können.
Name:Dr. Helmut Bttiger Email:boettigerdrh@web.de Dieser Beitrag kann verndert oder ergnzt werden.